Schon früh wurde mir klar: Ein einziges Leben reicht niemals aus, um alle Länder zu erkunden, alle Sprachen dieser Welt zu sprechen, jedes aufregende und interessante Buch zu lesen, jedes menschliche Rätsel zu lösen. Unser Leben bleibt immer ein Ausschnitt, ein Mosaik aus Erfahrungen, das wir aber heute im Westen glücklicherweise weitestgehend selbst gestalten können.
Gerade weil wir bei der Vielfalt an Möglichkeiten nicht alles erleben können, möchte ich nun bewusster als in jüngeren Jahren wählen, worauf ich meinen gereifteren Blick mehr als zuvor richte: auf Begegnungen, auf Zusammenhalt, Geborgenheit, auf mehr Gelassenheit, Selbstverbundenheit, Genuss in all seinen Facetten, Entschleunigung, auf ein Gegenstück zum rastlosen digitalen Alltag – ein Lebensgefühl, das viel mehr noch als in Begriffen wie das zuckersüße „dolce far niente“ „la dolce vita“ oder wie im Deutschen „die Seele baumeln lassen“ seinen Ausdruck findet.
Diese Gemeinschaft soll für Frauen in einer neuen Lebensphase sein, die bewusst wählen möchten, wie sie diese gestalten: Frauen, die sich auf den sogenannten „Ruhestand“ vorbereiten, kurz davorstehen, bereits reduziert arbeiten, sich früher als üblich ganz bewusst aus ihrem beruflichen Alltag lösen, um Raum für Neues zu schaffen. Frauen, die sich mehr Spielraum erlauben können – zeitlich wie gedanklich – und diesen Freiraum mit Sinn, Kreativität, Ruhe und neuen wie bekannten Aktivitäten füllen möchten – nur nicht immer alleine.
1. EINE GEMEINSCHAFT MIT HALTUNG UND RESPEKT
Ich wünsche mir eine Gruppe, in der Vertrauen spürbar wird – in Blicken, Gesten, in schönen und anregenden Gesprächen, im ehrlichen Austausch. Einen Raum, in dem wir uns zeigen dürfen, wie und wer wir sind und werden wollen. Frauen, die einander mit Wohlwollen und Respekt begegnen und sich wie in einem gewachsenen liberalen Dorf aufgehoben fühlen. Hier darf jede so sein, wie sie ist und doch bereit sein, sich im Miteinander zu spiegeln. Wachsen wollen wir alle weiter. Im eigenen Tempo, aber auch bereichert und vielleicht sogar beschleunigt durch das Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Frauen.
Bei uns geht’s um ein gutes Miteinander mit viel Wertschätzung: achtsam miteinander reden und auch mal ehrlich ansprechen, was nicht so gut läuft. Keine ist perfekt. Wenn jede ihre Erfahrungen, ihr Wissen und ihre ganz eigene Sicht auf die Welt mitbringt, kann daraus etwas Beständiges entstehen: ein Miteinander, das trägt, nährt und Vertrauen und Freundschaften wachsen lässt.
2. EINE GEMEINSCHAFT, DIE INSPIRIERT UND BEWEGT
Neben schönen und wertvollen Gesprächen und sich auch einfach mal „die Seele vom Leibe quatschen“ dürfen soll auch das gemeinsame Erleben seinen Platz haben, Momente, die verbinden, berühren, im Gedächtnis bleiben und einfach Spaß machen: Ausflüge, Spaziergänge auf Küstenpfaden entlang, am Strand, durch gewaltige Natur, sportliche Aktivitäten, Tai Chi, segeln …, Gesellschaftsspiele im kalten Winter im Warmen am Kamin, feiern, tanzen gehen, gemeinsam lachen, gemeinsam kochen, gemeinsam bummeln und ausgehen, am Feuer sitzen, etwas Neues entdecken, ausprobieren und lernen.
Vielleicht zieht es uns an Feiertagen zusammen, vielleicht in Retreats oder auf Reisen. Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland, Kopenhagen, Reykjavik … und entferntere Destinationen, die Berge oder das Meer- das alles könnten Ziele sein. Alles kann, nichts muss – offen wie ein klarer Morgen. Ideen kommen auf, entstehen aus Lust am Entdecken, werden ausprobiert und umgesetzt.
3. EINE GEMEINSCHAFT MIT OFFENEM HORIZONT
Ich wünsche mir eine Gruppe, die nicht festgefahren ist, sondern sich entfalten darf mit Weite, Beweglichkeit und Luft nach oben: individuelle Projekte können entstehen oder Fahrt aufnehmen, neue Ideen können einfließen, und vielleicht kommen später auch jüngere Frauen dazu. Denn unterschiedliche Generationen bringen andere Sichtweisen und Stärken mit, die eine Gemeinschaft lebendiger machen.
Es können sich auch größere, sich einander ergänzende oder eigenständige Teilprojekte bilden, die von engagierten Frauen getragen werden, sei es im kulturellen, kreativen oder sozialen Bereich. So darf sich alles entwickeln, wie es zum Spirit und zur Gruppe passt und von gemeinsamer Begeisterung begleitet wird.
4. EINE GEMEINSCHAFT MIT SINN FÜR STIL UND ÄSTHETIK
Ein solches Umfeld darf auch schön sein: gepflegte Räume, ein blühender Garten oder Park, natürliche Umgebungen, Kultur und Ästhetik – alles, was inspiriert. Ich wünsche mir einen Ort, an dem man sich gerne aufhält, weil er Wärme, Leichtigkeit und Stil ausstrahlt.
Hier treffen sich Frauen, die Schönheit zu schätzen wissen, sei es schlichte Eleganz oder prachtvolle Fülle. Wir haben ein Auge für Räume, die etwas ausstrahlen, ein Auge für das Besondere auch im Alltäglichen, für Qualität statt Quantität: Restaurants, Galerien, Hotels, Cafés, die durch ihre Atmosphäre fesseln.
Diese Ästhetik ist nicht steif oder museumshaft, sondern lebendig und echt.
WAS IST MEIN VERMÄCHTNIS?
Ich möchte zeigen, dass Gemeinschaft nicht an traditionelle Rollen oder Liebesbeziehungen geknüpft sein muss. Dass Verbindung, Tiefe, Schönheit und Vertrauen auch dort wachsen können, wo Menschen sich freiwillig füreinander öffnen und ein neues Miteinander wagen.
Mein Vermächtnis soll Mut machen: neue Formen des Miteinanders hervorbringen, in denen Frauen frei wählen können, wie sie leben und was sie teilen wollen, ohne Druck, ohne Rollenklischees, mit Gestaltungswillen und mit Freude.