Wenn mich jemand fragt, warum ich genau das mache – Frauen ab 55 in Gemeinschaften zusammenzubringen – dann könnte ich viele Antworten geben.
Aber letztlich läuft es auf einige wesentliche Dinge hinaus. Dinge, die ich selbst erlebt habe, die ich bei anderen Frauen beobachte und die mich immer wieder bestätigen.
In dieser Arbeit kommt alles zusammen, was mir wichtig ist: echte Begegnung, sinnvolle Gespräche, gemeinsames Weiterdenken und -wirken – und vor allem ein Gefühl von Wir. Denn warum sollten wir Frauen gerade unseren zweiten Frühling alleine meistern?
Hier die Gründe – direkt auf den Punkt:
1. WEIL ICH WEISS, WIE WICHTIG ES IST, SICH IN DIESER LEBENSPHASE NEU ZU ORIENTIEREN – UND DAS NICHT ALLEINE TUN ZU MÜSSEN
Viele Frauen spüren um die 55 herum: Da verändert sich was.
Beruflich läuft vielleicht noch etwas weiter, aber nicht mehr mit derselben Energie oder Motivation. Die Kinder sind aus dem Haus, der Alltag verändert sich, Verpflichtungen werden weniger – und plötzlich entsteht Raum.
Aber dieser Raum ist nicht automatisch erfüllt. Im Gegenteil: Er kann sich erst mal leer oder sogar orientierungslos anfühlen.
Ich sehe meine Aufgabe darin, diesen Übergang aufzufangen – mit Angeboten, in denen Austausch möglich ist, neue Impulse entstehen und vor allem: gegenseitige Unterstützung spürbar wird. Wir müssen nicht alles alleine herausfinden. Und das fühlt sich einfach besser an.
2. WEIL MIR FRAUEN GEFALLEN, DIE SICH TRAUEN ZU EXPERIMENTIEREN
Ich finde es tief beeindruckend, wie viele Frauen in diesem Alter nochmal aufbrechen. Vielleicht nicht immer radikal, aber innerlich sehr klar, dass sich etwas entscheidend drehen soll oder gar muss.
Sie fragen sich: Was will ich eigentlich noch? Was passt nicht mehr? Und was darf endlich Raum bekommen, das vorher keinen Platz hatte?
Und oft ist da Lust – auf Projekte, auf Reisen, auf Kreativität, auf Verbundenheit.
Ich liebe diese Haltung. Und ich liebe es, wenn daraus ganz praktische Schritte entstehen: eine neue Idee, ein kleines Business, ein Ehrenamt, die Gründung einer Stiftung, ein Umzug – oder einfach ein bewussteres Leben.
Und manchmal reicht dafür schon ein Gespräch in der richtigen Runde zur richtigen Zeit.
3. WEIL ICH GEMEINSCHAFTEN LIEBE, DIE ECHT SIND – OHNE MASKEN, OHNE DRUCK
Ich schaffe Räume, in denen Frauen authentisch sein können – mit allem, was sie mitbringen, und allem, was sie noch entdecken wollen. Hier dürfen sich Rollen wandeln: Die Managerin entdeckt die Künstlerin in sich, die Mutter wird zur Mentorin, die Ehefrau zur eigenständigen Reisenden. Manche Rollen bleiben – ich will Mutter bleiben, nur anders als früher.
In diesem Lebensabschnitt haben viele den gesellschaftlich genormten Beweis-Druck hinter sich gelassen. Sie wollen gesehen werden für das, was sie sind, und anderen denselben Raum geben. Oder es einfach leben.
Daraus wächst manchmal Freundschaft, manchmal Zusammenarbeit, manchmal einfach ein gegenseitiges Verstehen – und das reicht oft schon, um sich getragen zu fühlen.
Ich glaube an genau diese Form von Miteinander: ruhig, ehrlich, stärkend.
4. WEIL ICH SELBST ERLEBT HABE, WIE VIEL KRAFT IN EHRLICHEM AUSTAUSCH LIEGT
Ich habe in meinem Leben oft neu angefangen – privat, beruflich, innerlich.
Und ich habe gelernt: Das, was mir am meisten geholfen hat, waren nicht Anleitungen oder Tipps, sondern Gespräche.
Wenn ich mit Frauen sprach, die selbst gerade am Umdenken waren, kam so viel in Bewegung. Da war ein Wiedererkennen, ein gemeinsames Suchen – und daraus entstanden neue Ideen, manchmal auch ganz neue Wege.
Diese Erfahrung möchte ich weitergeben.
Ich will keine Ratgeber verteilen – ich will Räume schaffen, in denen Austausch auf Augenhöhe möglich ist.
5. WEIL ICH GLAUBE, DASS DIESE LEBENSPHASE VIEL MEHR AUFMERKSAMKEIT VERDIENT
Was mich oft ärgert: Wie wenig sichtbar diese Phase in unserer Gesellschaft ist. Frauen ab 55 tauchen kaum in den großen Narrativen auf – weder im Business noch in der Kultur. Dabei ist gerade jetzt so viel in Bewegung, denn die Generation der Babyboomer-Frauen ist immens.
Viele bringen Jahrzehnte an Lebens- und Berufserfahrung mit, haben innere Klarheit und oft auch endlich mehr Zeit. Trotzdem gibt es wenig Angebote, die das wirklich wertschätzen.
Ich möchte dazu beitragen, dass sich dieses Bild wandelt – mit Formaten, in denen Frauen nicht länger nur als Mütter, Ehefrauen, Pflegende oder Arbeitskräfte gesehen werden, sondern als Menschen mit Tiefe, mit Fragen, mit Ideen. Denn genau dort, jenseits der alten Schablonen, beginnt Neues zu wachsen.